„Das Orale. Die Mundhöhle in Kulturgeschichte und Zahnmedizin“ (Wilhelm Fink Verlag) ist die erste interdisziplinäre Publikation dieser Art zur kulturellen und medizinischen Bedeutung des Oralen. Es ist der Versuch, den Bedeutungswandel zahnmedizinischer Praxis im Zusammenhang mit aktuellen gesellschaftlichen Strömungen und Umbrüchen sowie im historischen Kontext darzustellen.
Die Pflege und Makellosigkeit des Gebisses und die Pflege des Mundraumes stehen in einem engen Verhältnis zur Geschichte der Schönheit. Das Gesicht, als zentrales Ausdrucksmedium der Person sowie als Sitz vieler Sinne, ist wesentlich durch die Mundhöhle geprägt. Aus ihr strömt die Sprache, durch den Mund wird die Speise aufgenommen: die Arbeit des Mundwerks ist, so kann man sagen, eine zentrale Vermittlung der physischen und kommunikativen Reproduktion des Subjekts. In einer Zeit der performativen Visibilisierung des persönlichen Status kommt der ästhetischen Erscheinung der Zähne und der Kultivierung der oralen Aktivitäten eine zentrale Position zu. Zähne und Mund sind wichtige Medien sozialer Integration. Der heute gängige, zur modischen Formel gewordene Begriff der „ästhetischen Zahnheilkunde“ erhält erst vor diesem kulturellen Hintergrund seine vielschichtige Bedeutung.
Geboten wird eine integrale Gesamtansicht nicht nur der Zahnmedizin sondern auch der anthropologischen, kulturellen, ästhetischen, linguistischen, künstlerischen und psychodynamischen Dimension des “Mundwerks” vom Mythos bis zur neuesten Gegenwart. Die Zahnmedizin und ihre wissenschaftlichen wie sozialen Formate werden dabei in einem umfassenden kulturanalytischen Sinn dargestellt.
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